Rund um Echternach:

Sagen, Märchen, Legenden und Geschichten

(Quelle: http://www.zeno.org - Zenodot Verlagsgesellschaft mbH)


Die Wichtelmännchen bei Konsdorf

Auf dem Konsdorfer Bann gibt es einen Ort, den man die »Wichtelhäusercher« nennt. Dort sollen unterirdische Wohnungen gewesen sein, worin die Wichtelmännchen gehaust haben.
Nun geschah es eines Tages, daß ein Bauer eben über diesen Wohnungen am Pfluge war. Auf einmal hörte er rufen: »Mama, back mir einen Kuchen!« Der Bauer wiederholte den Ruf: »Back mir einen Kuchen!« und als er die Umkehr gemacht hatte und an dieselbe Stelle kam, fand er dort einen Kuchen auf einem Teller liegen. Als er den Teller aufhob, vernahm er den Ruf: »Dieser Kuchen wird so lange dauern, als kein anderer Mensch etwas davon erfahren wird.« Und in der Tat dauerte der Kuchen drei volle Jahre. Sowie ein Stück davon abgeschnitten wurde, war die Stelle wieder ausgefüllt. Leider konnte die geschwätzige Frau Bäuerin in »Grevenhaus« den Mund nicht halten. Sobald sie aber der Frau Gevatterin das Geheimnis verraten hatte, ging der Kuchen rasch zu Ende.

Quelle: Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 15-16.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007861869
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Das Wichtlein zu Bollendorf und die Kuh mit goldenen Hörnern

Vor gar langer Zeit weideten zu Bollendorf die Kühe unter der Obhut eines jungen Burschen, dem an der treuen Erfüllung seiner Pflicht wenig gelegen war und der deshalb die Kühe so spät als möglich auf die Weide trieb und möglichst früh des Abends ins Dorf zurückbrachte. Durch diese Nachlässigkeit mußte das arme Vieh natürlich leiden.

Da geschah es einst, daß eine glänzend weiße Kuh mit goldenen Hörnern aus dem nahen Walde hervorkam, sich auf der Wiese zu den Bollendorfer Kühen gesellte und mit ihnen graste. Als der Bursche zur gewohnten Stunde seine Kühe nach Hause zu treiben sich anschickte, wollte keine die Weide vor der fremden Kuh verlassen, und alle Anstrengungen, diese zu verjagen, blieben erfolglos. Der Bursche mußte bleiben, bis sich die fremde Kuh bei einbrechender Nacht entfernte. Dasselbe wiederholte sich an den folgenden Tagen. Als nun eines Abends die weiße Kuh noch länger auf der [9] Weide blieb, nahm sich der Bursche vor, derselben beim Weggehen in den Wald nachzufolgen, um zu erfahren, was für eine Bewandtnis es mit der fremden Kuh habe. Zwischen Felsen und Gesträuch sich durchwindend, eilte er dem Tiere nach, bis es plötzlich in einer Felsengrotte verschwand. Entschlossen trat er ein und fand sich vor einem häßlichen Zwerg, der ihn zornig fragte, was sein Begehr sei. Da forderte der Bursche Lohn für die Hut der weißen Kuh. »Unverschämter«, rief der Zwerg, »mein Tier bedarf deiner Hut nicht, und nur deshalb ist es in die Wiese gekommen, um dich zu zwingen, die dir anvertrauten Tiere besser zu besorgen. Doch den Lohn, den du verlangst, sollst du haben«. Mit diesen Worten langte der Zwerg aus einer mit Gold und Silber gefüllten Truhe eine alte, wertlose Münze. »Ich bezahle dich nach deinem Verdienst«, sagte er und warf dem Burschen die Tür vor der Nase zu.

Quelle: Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 8-9.
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Die Wichtelcher bei Rosport

Auf dem Banne von Rosport, am nördlichen Ende des Girster Waldes, befindet sich ein Ort, den man »am Komp« zu nennen pflegt. Hier hausten in früheren Zeiten die Wichtelcher in unterirdischen Höhlen. Sie halfen den Landleuten bei der Arbeit, und diese stellten ihnen zum Dank dafür Speisen vor die Eingänge ihrer Grotten.

Einst begab sich eine Frau aus Rosport mit ihrem kleinen Töchterchen in ihr »am Komp« gelegenes Ackerfeld, um Erbsen zu rupfen. Während nun die Mutter arbeitete, fing das Kind an, zu spielen und Blumen zu pflücken, und entfernte sich allmählich aus ihren Augen. Da näherten sich demselben ein paar Wichtelcher und brachten ihm kostbare, seidene Zeuge, die von goldenen und silbernen Fäden durchwirkt waren. Als aber die Mutter wieder hinzutrat, machten sich die kleinen Männlein schnell aus dem Staube. Die Wichtelcher sind nun zwar für immer verschwunden, aber heute noch zeigt man die Höhlen und Grotten, in denen sie gewohnt haben.

Quelle: Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 5.
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