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Echternacher Springprozession

Seitwärts und vorwärts – eine uralte Tradition

Im Mittelalter gab es zahlreiche Springprozessionen, so  auch in Prüm (Eifel). Überlebt bis heute hat, trotz mancher Verbote,  die Echternacher Springprozession. Ihre Enwicklung geht sicherlich auf bestehende Rituale zurück, aber  über den wahren Ursprung wird noch immer gerätselt. Ist er in der Zeit der großen Seuchen  des 14. Jahrhunderts und den Bannprozessionen zu sehen, oder geht die Prozession gar auf Willibrords Zeit zurück?


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Die Springprozession - Bestandteil der Unesco Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit
Keltische, römische und germanische Gebräuche

Durch Zufall erfuhr  Pierre Kauthen, Präsident des Willibrordus Bauvereins,  von folkloristischen Umzügen im englischen Cornwall, deren Tanzschritt und Melodie an die Springprozession erinnern, den sogenannten „Furry oder Flora Dances“. Historiker sagen, dass diese Feste in die vorchristliche Zeit zurückgehen. Genau so wie in Echternach, spielt die Zahl drei eine große Rolle in keltischen Ritualen.

Am 25. April feierten die Römer das Fest der Robigalia. Dabei baten sie die Gottheit um Schutz vor Weizenrost, das zu Halluzinationen und Krämpfen führt. Die Missionare verchristlichten solche beim Volk beliebten Gebräuche, u.a.  durch die Einführung der Bannprozessionen. Die althergebrachten  Rituale wurden jedoch nicht ganz abgeschafft.  So opferten die Pilger in Echternach Brote, die jahrelang unverdorben aufbewahrt wurden,  als Bitte um Schutz gegen menschliche und tierische Krankheiten. 
Seuchen und Krankheiten

Im 14. Jahrhundert wurden Menschen und Vieh in  Europa von schweren Seuchen befallen (Veitstanz). Die heutige Medizin spricht von einer Mutterkornvergiftung. Scharen von Befallenen zogen als Veitstänzer durch die Lande, um Hilfe zu erflehen, nach dem mittelalterlichen Prinzip “Similia similibus curantur“.   

„Springende Heilige“

Schon bald nach Willibrords Tod (739) kamen Pilger an sein  Grab, um nach Heilung zu bitten. Willibrord wurde als Helfer der Gelähmten, Gehbehinderten  und Epileptiker angerufen. Für die von der Benediktinerabtei abhängigen Pfarreien war die Teilnahme an den Bannprozessionen nach Echternach Pflicht. 

Um 1100 schrieb Thiofrid von „einem stetigen, ununterbrochenem Brauch und unzähligen Scharen von Klerus und Volk aus Gallien und Germanien.“

Infolge eines Gelübdes (wegen Mutterkornvergiftung?) verpflichteten sich die Waxweiler zu einer alljährlichen Wallfahrt mit Sprungtanz nach Echternach. Sie erfanden den Sprungtanz nicht; er war ihnen wahrscheinlich durch althergebrachte Springrituale bekannt. Zusätzlich mussten sie bei ihrer Wallfahrt der Abtei zwei Malter Korn, Wachs und Geld stiften. Dafür erhielten sie nach dem Springen Brot und Wein.

Wahrscheinlich schlossen sich bald Pilger aus anderen Pfarreien dieser Springgruppe an. Erst im 18. Jahrhundert reihten sich die Echternacher als separate Springergruppe hinter den Waxweilern ein. Vielleicht erklärt dies das Sprichwort: „Du kömmst hintenan wie die Echternacher.“
Erstmals erwähnt werden die „Springenden Heiligen“ in einem Weistum von 1497. Aus dem Jahre 1604 stammt das von Antonius Stevens gemalte Bild, auf dem u.a. eine Gruppe Pilger und Springer dargestellt wird. In der Pfarrkirche Peter und Paul gibt es eine gotische Freske  mit zwei Musikanten und vielen Leuten, die eventuell als noch ältere Darstellung der Springprozession zu deuten ist. 

Frauen

Aus alten Beschreibungen geht hervor, dass nur Männer an der Springprozession teilnehmen durften. Die französische Revolution ermöglichte ab 1802 dies auch Frauen und Mädchen, aber in separaten  Gruppen.
Datum /Pfingstdienstag

Schon um 1100 wird „die sehr berühmte Pfingstwoche“  erwähnt. Um Pfingsten fanden die Pflichtprozessionen in Echternach statt, in deren Rahmen man die Springprozession sehen muss.  1825 wehrte sich das Volk erfolgreich gegen eine Verlegung der Springprozession vom Pfingstdienstag auf den Pfingstsonntag.

Sprungschritt

Um das Jahr 1000 erwähnt Berno von Prüm bereits  einen „Tripudium magnum“ , einen großen Dreisprung, zu Ehren Willibrords.

Bis zum 18. Jahrhundert wird in den Beschreibungen nur von einem Seitwärts- und Vorwärtsspringen berichtet. „Im Rhythmus bestimmter Reigen und alter Lieder bewegten sie sich, nur wenig fortschreitend, von links nach rechts und von rechts nach links.“ (Calmet, 1728)

Hartnäckig hält sich jedoch die Überzeugung, dass in Echternach drei Schritte vorwärts und zwei rückwärts gesprungen wird. Zurück geht dies auf Jean Bertholet, der diesen Schritt 1743 in seiner Chronik beschrieb. Spätere Chroniker beriefen sich in ihren Aussagen wahrscheinlich auf Bertholet. Im 19. und 20. Jahrhundert gab es, wie Dokumente und Filmmaterial es belegen, Gruppen, die vorwärts und rückwärts sprangen, aber seit 1947 wird nur seitwärts / vorwärts gesprungen.

Marsch/Polka

Alte Quellen berichten von wenigen Musikanten, die mit einfachen Instrumenten wie Schellen, Dudelsäcken, Flöten und Geigen rhythmische Volksweisen spielten. Um 1850 komponierte ein Herr Hamm aus Trier eine einheitliche  Melodie. Nach späteren  Bearbeitungen entstand um 1900 die uns heute bekannte Marsch-Polka.

Verbote

Immer wieder gab es Versuche, die Springprozession abzuschaffen oder  zu verbieten. So baten die Eifeler Pfarrer 1677, wegen einer Reihe von Auswüchsen,  um Befreiung von ihrem Gelübde, in Echternach zu springen. Die Abtei wehrte sich erfolgreich dagegen.

Im Zeitalter der Aufklärung verlangten Denker und Kleriker die Abschaffung. 1778 verbot der Erzbischof Clemens Wenzeslaus von Trier,  Sprung und Tanz in Echternach und Prüm. Das Verbot wurde vom österreischichen Kaiser  Joseph II bestätigt. Ohne Erfolg.

Von 1794 bis 1802 war unter den Franzosen nur das Springen in kleinen Gruppen gestattet. Die Springprozession 1940 fand in der Basilika statt. Trotz eines strengen Verbotes trafen sich auch 1941 die Springer am Pfingstdienstag in der Basilika, was für einzelne Teilnehmer unangenehme Folgen hatte. Nach dem zweiten Weltkrieg lebte die Tradition sofort wieder auf.
Überlebt hat die Prozession alle Verbote, weil sie im Volk verankert war. Es ließ sich seinen Springtanz weder von den kirchlichen, noch den weltlichen Autoritäten verbieten.

Wegstrecke

Bis 1937 war der Ausgangspunkt ein Kreuz bei der Sauerbrücke in Echternacherbrück (heute Deutschland). Dann ging es über die Sauer, die steilen Treppen hinauf in die Pfarrkriche Peter und Paul , anschließend zum Grab in die Basilika. Dabei wurden mehrere Stätte dreimal von den „Springenden Heiligen“ umrundet.

Heute beginnt die Prozesssion im Abteihof. Dann geht es durch die Sauergasse zum Marktplatz, durch die Krämergasse in die Krypta. Knapp über einem  Kilometer ist die Strecke lang.

Wegen der Zweckentfremdung, respektiv der Zerstörung der Basilika,  war von 1794 bis 1906 und 1945 bis 1953 die Pfarrrkirche das Ziel der Pilger.

Zahlen

1728 schrieb Augustin Calmet  in seiner „Histoire écclésiastique et civile de Lorraine“ von etwa  400 bis 500 Männern und 60 bis 80 Musikanten. In den letzten Jahren zählt man etwa 9.0000 Springer und 4.000 Musikanten, Beter und Sänger.



Text: Alain Muller               
Quellen: Pierre Kauthen, Lex Langini, Emile Seiler