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Iechternach.lu Special

Die Weilerbacher Hütte
Im Jahre 1716 hatte Jean de Ryaville eine Eisenhütte in Bollendorf, welches damals noch zu Luxemburg gehörte, errichtet. Der Stahlbaron aus Lothringen hatte bereits die Hütte in Dommeldange aufgebaut.

Später wird die Bollendorfer Hütte von Piret du Châtelet übernommen, dann von Charles de Malaise, welcher sie 1762 an das Kloster von Echternach verkaufte.

Der letzte der Echternacher Benediktineräbte - Emmanuel Limpach - ließ die Bollendorfer Hütte ohne höhere Ermächtigung im Jahre 1776 niederreißen und eine größere in Weilerbach (was damals ebenfalls zu Luxemburg gehörte) errichten. Der Ort war wirtschaftlich sinnvoll ausgesucht, da der Ferschweilerbach mit seinem starken Gefälle kostengünstige Wasserkraft lieferte. Vor seiner Wahl zum Abt (1775) war er Geschäftsführer der kleinen Schmiede mit Hütte in Bollendorf.

1779 wurde ein Hochhofen mit Brechanlage und Windgebläse erbaut und gleichzeitig eine Reihe von Facharbeitern aus der Region um Longwy zugezogen. Geschichten zufolge hielt sich Abt Limpach am liebsten im Eisenwerk auf. 1780 ließ er sich inmitten der Hüttenanlagen eine Sommerresidenz im Rokokostil erbauen.

Bald aber entstand im Kloster Echternach Unzufriedenheit darüber daß alle Einkünfte in Bauten vergeudet würden und das Oberhaupt sich zuviel mit Kaufleuten und Geschäften abgebe ...  er residiere am allerwenigsten in seiner Abtei, sondern gebe sich fast immer und gegen seinen Stand mit dem Hüttenbetrieb ab.

Gleich zu Anfang seiner Amtsleistung habe er einzig und allein das öffentliche Wohl vor Augen gehabt, das der Abtei im besonderen, rechtfertigte sich der Echternacher Abt dem Trierer Weihbischof de Hontheim gegenüber am 6. September 1787.
Die Weilerbachhütte (Société Luxembourgeoise des Usines de Weilerbach S. A.) um 1935
Was heute noch von der einst so stolzen Industrie übrig ist
Das renovierte Schloss in Weilerbach
Der Garten von Schloss Weilerbach
Das ehemalige Weilerbacher Hammerwerk
Er habe erkannt, wie das Holz der großen Wälder der Abtei für sehr wenig Geld verkauft wurde. Um die Einkünfte zu vermehren, habe er  die Altschmiede von Bollendorf nach Weilerbach verlegt. Aus Gehorsam gegenüber seinen Oberen habe er zwölf Jahre an der Spitze der Leitung gestanden. Der Neubau sei aber ein schwieriges und mühevolles Werk gewesen und habe seine andauernde Anwesenheit erfordert.

Der Trierer Erzbischof befiehlt jedoch, daß der Abt ab sofort nicht mehr in Weilerbach wohnen solle, sondern nur noch Ausfüge dorthin machen dürfte. Nichtsdestotrotz wurde 1790 der Bau von zwei Gartenterrassen und einem 2400 Kubikmeter fassenden Stauweiher aus Quadersteinen, welcher vor die Villa zu liegen kommt, und das Betriebswasser der Brech- und Hochofenanlage sammelte um dasselbe nach Bedarf an die unten liegende Hammerschmiede abzugeben, bewilligt.
1794, ein Jahr nach dem Tod von Emmanuel Limpach, wurden infolge der französischen Revolution die Besitztümer der Benediktinerabtei verstaatlicht, die Bollendorfer Burg in Bollendorf, die Ferschweilermühle und der Dieschburgerhof sowie die Weilerbacherhütte wurden von Emile Legier, Vorsitzender der Verwaltungskommission des Wälderpartements ersteigert.

Nach seinem Tode - 1827 - vererbte sich das Anwesen in Bollendorf an die Familien Lefort und später Barreau, während das Hüttenwerk Weilerbach mit den zwei Hofgütern von dem Hüttenherrn Collart aus Fischbach erworben wurden. In einer öffentlichen Versteigerung gelangt die Hütte dann im Dezember 1832 in den Besitz von Anton Servais aus Mersch.
Unter der Leitung der Nachkommen von Anton Servais - Philipp und Bernard Servais paßte sich das Eisenwerk den Zeitverhältnissen an: Gegen 1843 wurde die mittlere Schmiedeanlage durch eine Puddelei ersetzt. Von 1851 an wurden die Alluvialeisenerze von Bettingen und Mettendorf (Kreis und Bitburg) durch luxemburgische Minette ersetzt. Zum Schmelzen wurde neben Holzkohle auch Steinkohle genutzt, die mit Booten über die Sauer herbeigeschifft wurde.
Um dieselbe Zeit verlegte sich die Fabrikation auf Geräte und Fahrzeuge für die Schwerindustrie. Mit dieser Weiterentwicklung machte sich aber immer mehr der Nachteil des Transports in den terrassenförmig gegliederten Werksabteilungen fühlbar. Zur gleichen Zeit verlor der Vorteil der billigen Wasserkraft nach und nach an Bedeutung. So wurde dann auch ab 1904 damit begonnen die Werkstätten in das Gebäude neben der Sauerbrücke mit ihrem Bahnanschluß zu verlegen, so daß der Grossteil des Betriebes - mit Ausnahme des Dampfhammerwerkes welches an seinem altherbegrachten Platz stehen blieb - räumlich zusammen lag und mit elektrischem Antrieb versorgt werden konnte.
Nach und nach hatte sich die Weilerbacherhütte auf die Erzeugung von Fertigfabrikaten eingestellt, sodass sie gegen 1850 über eine blühende Werkstätte für landwirtschaftliche Maschinen und Geräte verfügte. 1860 wurde eine geräumige Schreinerei mit Sägewerk angegliedert, bald darauf folgte der Bau eines Siemensofens für die Pudelei und einer Giessereianlage mit Kupolöfen.

Nachdem 1873 die Sauerbahnlinie gebaut worden war, wurde wegen der Verschärfung des Konkurrenzkampfes zu einer weiteren Verbesserung der Anlage geschritten. 1871 war bereits eine Whitwell Winderhitzungsanlage, eine der ersten auf dem Kontinent, am Hochofen aufgestellt worden.

Die Konkurrenz mit den neuen, nahe am Erz und an der Kohle gelegenen  Industriezentren zeigte sich jedoch als aussichtslos, so, daß, im Mai 1877 der Hochofen ausgeblasen wurde, während das Puddelwerk bereits seit 1872 außer Betrieb war.

Im Jahre 1878 wurde die Weilerbacherhütte, als Aktiengesellschaft durch einen Teil der bisherigen Inhaber konstituiert. Unter der Leitung von Emil Servais (1847-1925) wurde vorerst die verfügbare Wasserkraft in drei Turbinen nutzbar gemacht, 1879 die genau 100 Jahre bestehende Hochofenanlage niedergelegt und an deren Stelle eine große Gießerei eingerichtet. Die beim Abbruch des Ofens entfallenden Eisenstangen und Bleche wurden anschließend zum Bau einer Flußbrücke für Bahnanschluß umgearbeitet. Die beiden alten Wasserhammerschmieden wurden 1880 bezw. 1882 stillgelegt und durch ein Dampfhammerwerk ersetzt.

Da es jedoch für die Weilerbacher Hütte auf der deutschen Seite des Grenzflusses Sauer keinen Anschluss an das Eisenbahnnetzwerk gab, baute das Unternehmen auf eigene Kosten eine Brücke über die Grenze nach Luxemburg.

Somit war das Werk den Zeitverhältnissen entsprechend auf einer neuen Grundlage umgestellt und konnte sich, im Gegensatz zu den meisten Eifelwerken, behaupten. Die alteingesessenen und kompetenten Arbeiter (etwa 150 Mann) produzierten Gebrauchsgegenstände für die ländliche Region: konnten zur Herstellung, Öfen, Pumpen, Nägel, Pflüge, sowie andere  landwirtschaftlichen Maschinen und Geräte.
Nach dem ersten Weltkrieg begann ihr langsamer Niedergang. Nur da das ganze Werk auf einem zusammenhängenden Gebäudekomplex von 7000 Quadratmeter Bodenfläche vereinigt war, konnte die Hütte die Schwierigkeiten welche der Weltkrieg, die neue Grenzziehung, die Währungskatastrophen und die Wirtschaftskrisen mit sich brachten,  überwinden.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs, im Zuge der Ardennenoffensive, wurden Schloss und Hütte schwer beschädigt. Dennoch nahm die Hütte ihre Arbeit zwei Jahre später, 1947 wieder auf. Das Schloss blieb eine Ruine und wurde nur notdürftig gesichert.  Die Hüttearbeitete noch bis 1958. Dann wurde der Betrieb eingestellt. Die zur Hütte gehörigen Gebäude verfielen, genau wie auch das Schloss. Heute gehört das Gelände  dem Staat. Das Schloss wurde ab 1987 wiederaufgebaut, die Überbleibsel von mehr als 100 Jahren Eisenindustrie ab 1999.


(Quelle: Luxemburger Illustrierte A – Z, N.37, 1935)
Weilerbach um 1900
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